Wandern in den Dolomiten


Schlern • Vom Schlernhaus ins Tiersertal (2)
Sciliar • Dal Rifugio Bolzano nella Val di Tires (2)

Dies ist der zweite Teil einer Wanderung über zwei Tage von der Seiser Alm über den Schlern ins Tiersertal. Die Wanderung beginnt am Schlernhaus und überquert den Schlern auf dessen Rücken zur Tierser Alpl Hütte. Die Wanderung bietet in diesem Abschnitt imposante Blicke auf die tiefer gelegene, riesige Seiser Alm. Mit der anschließenden Überschreitung des Molignonpasses betritt man die karge, bizarre Landschaft des nordwestlichen Rosengartens. Über die Grasleitenhütte wandert man kontrastreich ins Grün des Tschamintals hinunter, wo sich der Rechte Leger mit Blick auf den Rosengarten als wohltuende Oase auftut. Die lange, aber abwechslungsreiche Wanderung endet in Weißlahnbad im Tiersertal, wo ich am Tag zuvor mein Auto über Nacht geparkt hatte.

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Schlernhaus Rifugio Bolzano  2457 m

In den Berghütten beginnt der Tag eine Stunde früher als in den Hotels im Tal und so wird auch früher gefrühstückt, damit man sich zeitig auf den Weg machen kann. Noch vor dem Frühstück erwischte ich die Sonne, als sie über dem Langkofel aufging. Derweil hing in den Tälern eine dicke Wolkenschicht, die sich an jenem Tag noch länger halten würde. Aber über den Wolken war alles frei und der Himmel strahlend blau. Und so startete ich meinen langen Abstieg ins Tiersertal. Nachdem ich vom Schlernhaus zunächst etwas absteigen musste, wanderte ich im weiteren Verlauf auf dem Rücken des Schlerns wieder hinauf, aber nur mäßig steigend. Während sich nach Norden hin die Wolken über der Seiser Alm allmählich auflösten, blieben nach Süden hin im Tschamintal und darüber hinaus die Wolken hängen. Dennoch ragten die Spitzen des Rosengartens und des Latemars durch die Wolken und waren frei.



Sonnenaufgang
Sonnenaufgang Alba
Schlernhaus
Schlernhaus Rifugio Bolzano
Seiser Alm
Seiser Alm Alpe di Siusi
Schlern
Schlern Sciliar


Tierser Alpl Hütte Rifugio Alpe di Tires  2440 m

Auf dem höchsten Punkt auf dem östlichen Schlernrücken ändert sich zugleich die Landschaft und die Aussicht. Nunmehr schaute ich in imposanter Weise nach Osten an der Roterdspitze und an den Rosszähnen vorbei zu der in der Ferne gelegenen Tierser Alpl Hütte. Sie liegt auf scheinbar gleicher Augenhöhe, aber sie ist nur durch einen wesentlichen Abstieg mit entsprechendem Gegenanstieg in der Folge erreichbar. Auf dem tiefsten Punkt dieses Abschnitts schließt von rechts der emporkommende Pfad aus dem Tschamintal durch das Bärenloch an. Als ich einmal bei der Tierser Alpl Hütte mit dem markanten roten Dach angekommen war, legte ich eine kurze Rast ein und bestellte was zum Trinken. Danach setzte ich meine Wanderung in Richtung Molignonpass fort. Jetzt geht es weiter hinauf, wobei im unteren Bereich eine unproblematische, mit Drahtseil gesicherte Passage überwunden werden muss. Dabei gibt es einen schönen Blick auf die Rosszähne, die Rosszahnscharte und auf den Plattkofel.



Rosengarten
Rosengarten Catinaccio
Tierser Alpl Hütte
Tierser Alpl Hütte Rifugio Alpe di Tires
Tierser Alpl Hütte
Tierser Alpl Hütte Rifugio Alpe di Tires
Rosszähne
Rosszähne Denti di Terra Rossa


Grasleitenhütte Rifugio Bergamo  2134 m

Nach der Passage mit dem Drahtseil steigt der Pfad weiter an und flacht dann langsam ab. Auf dem höchsten Punkt schaute ich direkt auf den Molignonpass, der jetzt zum Greifen nah war. Als ich auf dem Molignonpass ankam, blickte ich auf eine Art Mondlandschaft aus grauem Stein und Staub. Zunächst gibt es das steile Kar nach unten in den Kessel, in den ich später absteigen würde. Dann auf der gegenüberliegenden Seite sah ich das steile Kar nach oben zur Grasleitenpasshütte, flankiert vom Kesselkogel, dem mit 3002 Metern höchste Erhebung der Rosengartengruppe. Man beachte, dass die Grasleitenpasshütte eine andere Hütte als die Grasleitenhütte ist. Letztere würde ich besuchen, liegt »rechts um die Ecke« und ist aus der Perspektive des Molignonpasses nicht zu sehen. Nach einigen Genussmomenten stieg ich vorsichtig über viel Geröll in den Kessel ab. Ziemlich weit unten, aber nicht ganz unten, gabelt sich der Pfad. Links geht es zur Grasleitenpasshütte und rechts zur Grasleitenhütte. Ich wanderte nach rechts, nunmehr mäßig absteigend. Die Grasleitenhütte, mit der ich bis zuletzt keinen Sichtkontakt hatte, erreichte ich dann nach einer knappen halben Stunde und legte abermals eine Rast ein.




Molignonpass
Molignonpass Passo di Molignon
Kesselkogel
Kesselkogel Catinaccio d'Antermoia
Grasleitenpass
Grasleitenpass Passo Principe
Grasleitenhütte
Grasleitenhütte Rifugio Bergamo


Tschamintal Valle di Ciamin 

In der Grasleitenhütte sollte man noch mal essen und trinken, denn es folgt ein langer und großer Abstieg in und durch das Tschamintal ohne Einkehrmöglichkeit bis zu dessen Ende. Zunächst geht es etwa zehn Minuten aufwärts zu einer Stelle, wo die Flagge der Hütte weht. Diese Stelle ist von unten aus dem Tschamintal zu sehen und zeigt das weite Ziel, falls man in umgekehrter Richtung wandern würde. Ich wanderte aber zum Glück abwärts und ab dieser Stelle geht es wirklich steil und kontinuierlich ins Tschamintal hinab. Abgesehen von dem schönen Blick ins Tal im oberen Bereich, ist der Abstieg ins Tschamintal wenig interessant. Ich ließ den Abzweig zum Bärenloch und zur Tierser Alpl Hütte rechts liegen und erreichte bald den Talgrund, wo der Pfad in eine Schotterpiste übergeht. Überraschend schön ist dann wenig später der Rechte Leger. Dies ist eine herrliche, grüne Oase am Bachbett, mit Sitzgelegenheiten und freiem Blick auf einige Spitzen des Rosengartens. Wunderbar! Die Schotterpiste führt weiterhin über eine lange Strecke durch das Tschamintal langsam hinunter. Falls man Durst bekommen haben sollte, gibt es immerhin eine Notlösung. Denn an der Schotterpiste auf der linken Seite gibt es beim »Schwarzen Letten« eine Quelle. Die Quelle ist mit einem Schild beschriftet und es wird ausdrücklich aufgefordert das kühle Nass auszuprobieren und zu trinken! Nicht weit nach dem »Schwarzen Letten« verzweigt der Weg. Die Schotterpiste führt weiter zur Nigerpassstraße, während ein Wanderpfad nun wieder stärker absteigend nach Weißlahnbad führt. Am Ende dieses Pfades in Weißlahnbad befindet sich die Tschaminschwaige, wo man essen und trinken kann. Die letzten Meter lief ich schließlich über eine Asphaltstraße zum Kreisel mit der Bushaltestelle und dem Großparkplatz.



Grasleitenhütte
Grasleitenhütte Rifugio Bergamo
Tschamintal
Tschamintal Valle di Ciamin
Rechter Leger
Rechter Leger
Rechter Leger
Rechter Leger